Mit neuer Prothese zurück nach Brasilien

Bruna Guanducci Bissoli erfährt in Wildeshausen viel Unterstützung

Freuen sich über die neue Beinprothese: Martin Vogelsang, Marcia und Bruna  Guanducci Bissoli, Anja und Stefan Marowsky (von links). Foto: Martin Siemer
Freuen sich über die neue Beinprothese: Martin Vogelsang, Marcia und Bruna Guanducci Bissoli, Anja und Stefan Marowsky (von links). Foto: Martin Siemer

Bruna Guanducci Bissoli sitzt im Garten am Hotel Wildeshauser Hof und lacht. Die 19 Jährige Brasilianerin ist trotz einer angeborenen Körperbehinderung eine offene, lebensbejahende junge Frau. Zum zweiten Mal ist sie in Wildeshausen. Der erste Besuch bei Familie Marowsky fand im Dezember 2016 und Januar 2017 statt. Zuvor lebte Madeleine Marowsky im Rahmen des Rotary Jugendaustausches im Sommer 2016 sechs Wochen in der Familie von Bruna. Nicht nur sie war von Bruna und ihrer Familie begeistert. „Ich habe selten einen jungen Menschen kennengelernt, der mich so berührt hat“, sagt Anja Marowsky am Montagabend. Gemeinsam mit Ehemann Stefan stellt sie beim Rotary Club Wildeshausen die Geschichte von Bruna und ihrem Heimatland dar. Madeleine Marowsky kann nicht dabei sein. Die 18-Jährige absolviert zurzeit ein Medizinstudium bei der Bundeswehr und absolviert ein siebenwöchiges Klinikhospitanz in Berlin.

Bruna ist aus einem ganz besonderen Grund jetzt wieder in Wildeshausen zu Besuch. Durch das Engagement von Familie Marowsky und vielen Unterstützern bekommt sie endlich eine neue Beinprothese. Das linke Bein ist nur bis zum Oberschenkel ausgebildet. „Seit meiner Kindheit habe ich Prothesen getragen. Sie mussten aufgrund meines Wachstum immer wieder angepasst und gewechselt werden“, erzählt Bruna auf Englisch. Dann es eine Materialunverträglichkeit, wodurch sich der gesamte Oberschenkel entzündete und starke Schmerzen verursachte.

Ein modernes, allergiefreies Material ist in Brasilien nicht ohne weiteres zu bekommen, ist sehr teuer und wird zudem von den Krankenkassen nicht bezahlt. Anja Marowsky und ihr Familie setzte daher alle Hebel in Bewegung, damit Bruna in Deutschland eine neue, passende und allergiefreie Prothese bekommen kann. Der Rotary Club Wildeshausen sagte die Übernahme der Hälfte der insgesamt 4000 Euro Kosten zu. „Der Rotarier Gedanke ist die Verständigung der Völker. Und das wir hier helfen können, ist dann selbstverständlich“, betonte Rotary Präsident Martin Vogelsang. Weitere 500 Euro kamen über eine Aktion des Zisch Getränkemarktes zusammen, 400 Euro steuerte die katholische Kirche bei und ein Spendenaufruf auf Facebook brachte 720 Euro.

Mit ihrer neuen Beinprothese flog Bruns zurück nach Brasilien. Foto: Privat
Mit ihrer neuen Beinprothese flog Bruns zurück nach Brasilien. Foto: Privat

Allerdings fehlten für einen zweiten sogenannten Silikon Liner, der den Beinstumpf schützt, noch 800 Euro. Der Liner muss regelmäßig gewechselt und desinfiziert werden. Martin Vogelsang rief beim Rotarier Treffen spontan zu einer weiteren Sammelaktion auf. Und tatsächlich kam der fehlende Betrag zusammen. Die Rotarier unterstützen den Prothesenbau damit mit insgesamt fast 2800 Euro.

Großes Lob gab es für Jens Bohmhoff, Inhaber des Sanitätshauses Meister & Bohmhoff, der die neue Beinprothese anfertigt. „Er hat sich wirklich toll um Bruna gekümmert. Bei der ersten Anproben hatten Bruna, ihre Mutter Marcia und ich Tränen in den Augen“, erzählt Anja Marowsky. Die Zeit für den Prothesenbau drängte ein wenig. Am Abend des 3. August flog Bruna mit ihrer Mutter zurück nach Brasilien. Am Morgen des Abreisetages bekam sie die langersehnte neue Prothese.

Das jetzt gemeinsam Erlebte hat die beiden Familien noch enger zusammengeschweißt. Bruna und ihre Mutter kochten brasilianisch für ihre Gastgeber. Überhaupt wirbelten die beiden Brasilianerinnen derzeit durch das Haus auf dem Katenbäker Berg. „Sie tanzten Samba und Salsa und zur Mittagszeit gab es schon mal einen Caipirinha“, erzählt Anja Marowsky. Für sie und ihre Familie waren es unglaublich schöne, ereignisreiche Wochen in denen Bruna und Marcia zu Gast waren. „Wir sind überglücklich Bruna auf ihrem Weg begleiten zu können. Es ist toll, wie spontan Rotary, und die Menschen aus Wildeshausen geholfen haben. Dafür vielen Dank.“

Vor Bruna liegt jetzt noch ein langer Weg, um sicher auf zwei Beinen und ohne Gehhilfen durchs Leben zu gehen. Nach vier Jahren ohne Prothese kann sie nicht einfach so loslaufen. Sie geht jeden Tag ein wenig mehr mit ihrer Prothese. Im Moment etwa drei Stunden am Stück. Es bedeutet für sie viel Geduld aufzubringen, teilweise Schmerzen auszuhalten und zu üben.

Familie Marowsky hat bereits einen Besuch bei Bruna geplant. Die 19-Jährige studiert zurzeit in Presidente Punte Psychologie. Die 220.000 Einwohnerstadt liegt etwa sechs Autostunden entfernt von Sao Paulo. Und dort wird sie künftig immer ein Stück Wildeshausen begleiten.

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